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Aktuelle Digitalisierungsthemen in der Baubranche

Die „digitalBAU 2022“ zeigte Ende Mai, wohin die digitale Reise im Baugewerbe geht und welche technologisch getriebenen Zukunftschancen sich damit eröffnen. Unsere Autorin Sabrina Hilmer verschaffte sich in Köln einen Eindruck davon, was die Branche bewegt.

Ende Mai 2022 lockte die „digitalBAU“ zahlreiche Interessierte der Baubranche zur Kölnmesse. Themen wie „Digitaler Zwilling“, „Building Information Modeling“ (BIM) als vollumfänglicher Baustandard oder die Arbeit mit konsolidierten Daten von der Planung bis zum Bau ganzer Anlagen haben größere Schwerpunkte auf der Messe gesetzt.

Doch die Baubranche ist sehr vielschichtig, viele Stakeholder sind in den hochkomplexen Prozessen von Planung und Bau involviert. Entsprechend finden sich auch die unterschiedlichsten Ansätze für digitale Transformation und Innovation, die topaktuell auf der Messe diskutiert und präsentiert wurden. Drei Themen sehe ich hier besonders im Zentrum:

  1. Kommunikation: Baupartner setzen heute bei einem Planungsobjekt auf den BIM-Standard.
  2. Kundenorientierung: Vernachlässigt wird dabei leider oft die Kundenpflege, die bisher nur über diverse kleine Software-Tools erfolgen soll. Die trifft vor allem den Prozess vor Angebotsstellung.
  3. Projektmanagement: Die Branche ist immer noch oft auf ERP-Systeme fokussiert, welche die Kommunikation mit Partnern für ein effizientes Projektmanagement häufig ausschließen.

Die Branche setzt seit der Finanzkrise 2008 auf die Digitalisierung, wenn auch oft noch mit Insel-Lösungsgedanken: ein ERP-System, um Nebenprozesse wie Einkauf und Bestellungen abzuwickeln; ein CAD-System, um Zeichnungen visuell optimiert darzustellen und die Präzision der Objekte zu gewährleisten; ein Mailsystem, um inaktive Leads mit einem Weihnachtsnewsletter zu reaktivieren.

Die dabei produzierten Datenmassen werden weder synchronisiert noch abgeglichen, zum Teil, weil die entsprechenden Daten dezentral bei den diversen Baubeteiligten und in den diversen Systemen erfasst sind: Wo genau steht eine Baumaschine gerade? Welcher Partner führt Stücklisten zum Objekt? Solche wichtigen Fragen im Projektverlauf lassen sich somit nicht ad-hoc beantworten. „Interoperabilität der Systeme“ ist das Stichwort, wie Martin Peukert, Initiator von productsforbim, feststellte. Hier zeigt sich ein vergleichbar fundamentales Problem auch bei der Kommunikation zwischen Architekt*innen, Ingenieur*innen und Hersteller*innen. Eine Einigung auf einen

Das Ziel: Daten und Kommunikation digital zusammenführen

Eine Lösung für die Interoperabilität der Systeme kann sein, zunächst einen Standard für Unternehmensprozesse zu definieren, unabhängig von einem Format. Dafür gibt es mit „Business Process Modelling Notation“ (BPMN) zum Glück bereits einen Standard. Darauf basierend lassen sich zunächst einfach/einfache? Datenmodelle erstellen, die genutzt werden können, um Ausschreibungen zu gewinnen oder um mithilfe künstlicher Intelligenz Prozesse zu automatisieren und zu optimieren. Sind diese Grundlagen für das operative Geschäft gelegt und dank konsolidierter Daten bessere Insights und fundiertere Entscheidungen möglich, lassen sich Insellösungen aufbrechen und miteinander verbinden. Auf diese Weise können die diversen Projektbeteiligten schließlich schneller und effizienter kooperieren.

Wäre es nicht hilfreich, wenn der Kunde eines Architekturbüros sämtliche für ihn relevanten Informationen vom Vertrag bis zur Bestellbestätigung und zum Baufortschritt auf einem einzigen Portal einsehen könnte? Auch Bauprojektleiter hätten die Möglichkeit, mit verschiedensten Gewerke-Herstellern über hinterlegte Pläne zu kommunizieren – natürlich im BIM-Format – und könnten Bauarbeitern täglich oder wöchentlich Anweisungen als E-Mail, SMS oder Chat-Nachricht zukommen lassen.

Wäre es nicht wünschenswert, wenn im Rahmen der Anlagenplanung alle Anbieter ihre Angebote schnell und komfortabel auf ein Portal hochladen könnten und gleichzeitig die entsprechenden Vorgaben transparent aufbereitet erhalten, ohne individuellen Aufwand. Man bedenke, wie viel weniger E-Mails geschrieben werden müssten. Sogar Ausschreibungen ließen aus verschiedensten Datenquellen zusammenziehen könnte, diese automatisch aufbereitet würden, um letztendlich von dem qualifizierten Personal gesichtet zu werden und die wertvolle Zeit nicht mit Suchen zu verbringen.

Hersteller mit Montagebedarf könnten mit VR-Brillen wie der Microsoft HoloLens die Monteure auf dem Bau schnell und effizient schulen. Je Produkt oder Arbeitsvorgang sind die erforderlichen Anleitungen digital abrufbar und so für alle schnell und einfach reproduzierbar. Ein Standardvorgehen, integriert in die Realität, das Fehlerquellen reduzieren und damit wirksam Kosten für Schäden, Ausfälle und Baustillstand reduzieren kann.

Neben etlichen spezifischen Planungstools und BIM-Integratoren verbleibt dennoch die Frage nach dem Format des Datenaustausches, unabhängig von der Fragestellung, wie ein CAD-Modell in eine Softwarel übertragbar ist. Gerade in der Planungsphase muss der Austausch zwischen Bauherr*innen, Konstrukteur*innen, Ingenieur*innen und Endkund*innen sichergestellt sein. Integrierte Lösungen wie die Power Platform von Microsoft stellen hierfür die geeignete Umgebung. In Zeiten von Microsoft-Teams-Besprechungen sollte selbst hier auf die Datenintegration geachtet werden.

Letztendlich suchen alle nach der einen Plattform, die sich an die Gegebenheiten des Geschäfts flexibel anpassen können. Aus dem Aspekt des Datenaustausches zwischen den diversen Baupartnern stellt sich nun die Frage: Wieso? Zum einen der bekannte und benannte Vorteil, dass das Handling durch die Office-Produkte bereits bekannt sei, zum anderen ein Vorteil, der auch bereits v.create der Werkbank IT GmbH sofort auffiel: Die Beschreibungssprache von Daten und Objekten ist JSON. JSON ist ein Beschreibungssprache von Objekten jeglicher Art und dient dazu Schnittstellen – etwa die zwischen Partnern oder Endkunden – sicherzustellen. Dem Unternehmen gelang es, Virtual Reality mit BIM-Modellen zu vereinen. Der Schritt, diese Daten bereits im Vorfeld des Vertriebs oder im Nachgang bei der Objektplanung zu nutzen, scheint nur noch ein kleiner zu sein.

Auch die Baubranche ist jetzt an dem Punkt angekommen, sich intensiv mit den Megatrend „Digitalisierung“ und dem Subtrend „Plattformisierung“ auseinanderzusetzen und deren Chancen zügig zu nutzen. Vermisst wird dennoch eine gemeinsame Vorgehensweise, die die individuellen Geschäftsgegebenheiten berücksichtigt und sich an Planungs- und Projektzyklen der Unternehmen anpasst.

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